18. Dezember

Mt 1,18-25

 

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, / einen Sohn wird sie gebären, / und man wird ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.

 

 Laut den Evangelien war Josef „Bauhandwerker“ von Beruf.  Als „Zimmermann“ wird er auf Bildern von der heiligen Familie dargestellt. Meist ist er der stille Bescheidene im Hintergrund, bei der Krippe behütet er so Mutter und Kind, in der Werkstatt arbeitet er an der Hobelbank, während Jesus im Vordergrund die zentrale Position hat. Ein ganz anderes Bild von Josef, der nach dem Zeugnis der Evangelien von den Menschen zur Zeit Jesu als dessen Vater angesehen wurde, zeichnet uns der Evangelist Matthäus in seiner Vorgeschichte, Mt 1-2.

In solch einer Vorgeschichte bzw. Kindheitsgeschichte, die bei den Griechen in damaliger Zeit gern vor die Lebensbeschreibungen von großen Persönlichkeiten gesetzt wurden, ging es nicht darum, historisch-biografische Ereignisse aus der Kindheit einer Person zu erzählen, sondern in Form von gestalteten Erzählungen die Lesenden einzustimmen darauf, welche Eigenarten und welche Bedeutung der Person zukommt, von der später ausführlich berichtet wird. Eine solche Einstimmung auf die Person Jesu sind auch die Kindheitserzählungen von Matthäus und Lukas. Matthäus erzählt die Geburt Jesu gerade mal in einem Nebensatz (V. 18). Er bietet uns Josef als Weg zu Jesus an. Als prägend für seinen Charakter nennt der Evangelist Matthäus seine „Gerechtigkeit“. „Gerecht“ sind in der Bibel Menschen, wenn sie ihr Vertrauen in Gott setzen, wenn sie nach der Tora leben und wenn sie zum Wohl ihrer Mitmenschen handeln.

Josef ist gerecht, weil er für seine Verlobte Maria das Beste will: Sie, die ein Kind erwartet, das nicht er gezeugt hat, soll nach seinem Willen nicht die Härte der Gesetzesstrafe erfahren und öffentlich der Unzucht bezichtigt werden, sondern in Stille mit einem Scheidebrief gehen dürfen. Er hätte das Recht gehabt, sie anzuklagen, und sie hätte wie bei Ehebruch die Todesstrafe zu erwarten gehabt. Und heiraten durfte er sie als gläubiger Mann auch nicht mehr, sonst hätte er sich selbst des Ehebruchs schuldig gemacht. So blieb ihm nur die Scheidung. Josef setzt also nicht nur sein eigenes „gutes Recht“ durch, sondern handelt als Gerechter mit  Großmut und Fürsorge gegenüber Maria. Josef ist darüber hinaus auch ein Mensch, der für Gott so offen ist, dass Gott ihn im Inneren ansprechen kann im Traum.

Josef glaubt der Botschaft, dass Jesus aus dem Wirken des Heiligen Geistes verwirklicht, was sein Name bezeugt: Jahwe hilft. Er glaubt, dass Jesus sein Volk befreien wird. Er glaubt, dass Menschen durch Jesus erfahren dürfen, wie Gott ist.  

Josef sorgt für Maria, und vor allem gibt er dem Kind den Namen. Damit adoptiert er es im damaligen Gesetzesverständnis und nimmt es als Vater offiziell an.

Josef ist also im irdisch-rechtlichen Sinn der Vater Jesu, sein Ernährer und Erzieher. Für uns ist er darüber hinaus ein Vorbild. „Josef ist kein Mann des Wartens, sondern ein Mann des Hörens und des Tuns. So wird er zum Vorbild für uns; durch das Hören auf die Stimme Gottes und durch die Entschlusskraft, das Gehörte zu vollbringen. Der heilige Josef wirkt durch sein Schweigen auf uns.“ (Bischof Wilhelm Egger).

Gebet

Hl. Josef, Nährvater Jesu,
du hast für Jesus Sorge getragen,
du hast ihn gepflegt und geschützt,
obwohl du vieles nicht verstandest,                                                                             gehorchtest du dem Wort Gottes durch den Engel im Traum.
Du liebtest Jesus und deine Liebe hat Früchte getragen.
Darum wenden wir uns dir, hl. Josef, zu und bitten dich für das Anliegen, das wir dir hinlegen.
Im Vertrauen darauf, dass dir Jesus niemals eine Bitte abschlägt, sondern erhört, bitte für uns, hl. Josef. Amen.

 

Robert Schmalzbauer

17. Dezember

Ein ungewöhnlicher Stammbaum

 

Die Adventszeit ist eine Zeit, in der wir uns besonders vorbereiten auf das Fest der Geburt Jesu, das wir an Weihnachten feiern. Neben dem Evangelisten Lukas hat auch der Evangelist Matthäus etwas über die Geburt Jesu geschrieben, wenngleich in einem ganz anderen Stil: er hat einen Stammbaum verfasst, den Stammbaum Jesu (Mt 1,1-17 – heutiges Evangelium). Damit will er aufzeigen, dass Jesus ein Nachfahre Abrahams ist. In Jesus erfüllen sich die Verheißungen des Retters, von denen Jesaja, Jeremia und die anderen Propheten sprechen. Er ist der Spross aus der Wurzel Isais, er ist der Menschensohn, der kommen wird und der der Sohn Davids ist.

 Aber dieser Stammbaum ist kein makelloser Stammbaum! Im Stammbaum Jesu tauchen  auch Gestalten auf, die nicht einwandfrei waren, z.B. war Juda ein Schurke, der nicht ausgelassen wurde.              

Und vor allem: Entgegen der herkömmlichen Gepflogenheit, einen Stammbaum nur über die männliche Linie zu beschreiben, tauchen nun bei Matthäus fünf Frauen auf, und zwar Frauen mit einer durchaus eigenwilligen Geschichte: Tamar war eine kanaanäische Außenseiterin (Gen 38). Rahab war eine wirkliche Prostituierte, die aber dem Volk Israel die gewaltlose Eroberung Jerichos möglich machte (Jos 2). Auch Rut war eine Außenseiterin, eine Moabitin, eine Heidin also aus dem Blick der Juden (vgl. Buch Rut), die nach dem Tod ihres Mannes trotz vieler Schikanen bei ihrer Schwiegermutter blieb. Schließlich die Frau des Urija, Bathseba. Mit ihr beging David Ehebruch, wegen ihr brachte er ihren Ehemann um (2 Sam 11).

Und schließlich Maria, dieses bedeutungslose, unscheinbare Mädchen, und die ungewöhnlichen Umstände der Geburt Jesu, von denen Matthäus anschließend berichtet.

Überraschend ist, dass im Stammbaum Jesu Frauen auftauchen. Noch überraschender ist, dass darunter nicht die großen jüdischen Stammmütter Sara, Rebekka oder Rahel aufgeführt sind, sondern ausgerechnet diese Frauen: Sie sind bis auf Maria gar keine Jüdinnen. Sie haben eine meist undurchsichtige, manchmal moralisch fragwürdige Lebensgeschichte. Sie stehen außerhalb der normalen Lebensabläufe. Warum werden gerade sie genannt? Vielleicht weil sie wache und leidenschaftliche und suchende Menschen sind. Das scheint Gott wichtig zu sein.  Sie werden nicht verleugnet, obwohl sie teilweise so anstößig sind. Gott schert sich nicht um unsere Klassifizierungen. Und: Schon immer hat er den engen Rahmen der Nationalität, der Geschlechterrollen und unserer gegenseitigen Festlegungen gesprengt. Mit diesem Vorwort beginnt Matthäus die Geburtsgeschichte Jesu!

Und Jesus nimmt diese Spur auf, erklärt sie zum Weg für uns. Und dabei geht es nicht nur um unser Verhalten, sondern auch um unser Gottesbild. Gott kann die schrägsten Typen in seine Geschichte aufnehmen.

Der Stammbaum Jesu umfasst  verschiedene Menschen: Von ihrem Glauben fest Überzeugte und Zweifelnde – Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben und fast Heilige – außergewöhnliche Menschen und ganz einfache. Und diese bunte Mischung gibt es bis heute, auch bei uns, in unseren Gemeinden und in unserer Kirche. Und wir mit unseren Lebensgeschichten  gehören dazu.

Gebet

Gott, ich glaube an dich, ich vertraue dir.
Gott, ich zweifle an dir, ich stelle dich in Frage,
aber du lebst.  Du lebst in mir, Gott, du lebst mein Leben.
Du gehst meinen Weg.

Jetzt bist du bei mir in dieser Sekunde.
Kein Weg ist falsch.
Gott, du führst mich. Du selbst bist mein Ziel.
Du hast mich gemocht,  so wie ich bin,
du willst mich, wie ich bin.

Gott, mein Gott, ich will dir folgen
auf dem Weg, den du mir zu gehen befiehlst.
Verzeihe mein Unverständnis.
Danke für das Leben. Danke für den Schmerz.
Danke für die Freude. Danke, dass ich lebe.
Gott, vertrauter, unbekannter Gott.

16. Dezember

Lukas 7, 18-23;  – Tagesevangelium vom 16.12.20

 

Johannes erfuhr das alles von seinen Jüngern. Da rief Johannes zwei seiner Jünger zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Als die Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Zu jener Stunde heilte Jesus viele Menschen von Krankheiten und Leiden und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.  Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.

 

 Wer ist Jesus? Jesus selber hat einmal seine Jünger gefragt, für wen die Leute ihn hielten. Die Jünger haben dazu einiges gehört und sagen  z.B., dass er ein Prophet sei.  Dann fragt Jesus: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Petrus gibt darauf eine Antwort: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,15-16). 

Johannes der Täufer hatte einiges über Jesus gehört. Und er wollte genau wissen, was er davon halten sollte, und schickte daher zwei seiner Anhänger direkt zu Jesus mit der Frage: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium verkündet.

Menschen, die keine Chance haben, denen wird durch das Handeln Jesu gesagt: Du kannst dich wieder freuen. Solche Menschen gab es damals wie heute.

Jesus hat diesen Menschen  Gottes Liebe so zugesprochen, dass aus hoffnungslosen Fällen frohe und gesegnete Menschen wurden. Da wo niemand mehr eine Chance sieht, da kann die Nähe Jesu, die Liebe Gottes immer noch alles wieder gut machen.

Auch wir können die Geschichten von  Jesu  Taten lesen oder hören und in Sakramenten erleben, wie Gott ist.  Wir können darauf vertrauen, dass wir durch den Geist Gottes immer mehr verstehen und erfahren, wer Jesus für uns heute ist: unser Herr, der unser Leben segnet und der Gottes Liebe heute wirken lässt. So wächst neues Gottvertrauen, eine neue Geschichte Gottes mit und unter uns. Johannes der Täufer hat gerufen: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Das meint der Advent: dass wir diesen Weg bereiten, in uns und um uns. Das geschieht da, wo wir uns auf Jesus einlassen, und wo wir auf ihn warten.

Gebet

Beten wir für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind,
für alle, die Angst haben vor einer Infektion,
für alle, die sich nicht frei bewegen können,
für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern,
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmittel suchen, dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhalte.
Allmächtiger Gott, Du bist uns Zuflucht und Stärke,
viele Generationen vor uns haben Dich als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind, und stärke in uns den Glauben, dass Du Dich um jede und jeden von uns sorgst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Martin Conrad, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz

15. Dezember

Evangelium: Mt 21,28-32

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Die letzten Tage Jesu in Jerusalem sind ausgefüllt mit Auseinandersetzungen zwischen Jesus und verschiedenen Führern des jüdischen Volkes. Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen, das im heutigen Evangelium gelesen wird, steht im Zusammenhang mit der Frage der Hohepriester und Ältesten an Jesus (Mt 21,23): „Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben?“

In dem Evangelium werden die Verhaltensweisen der beiden zur Arbeit im Weinberg aufgeforderten Söhne zueinander in Kontrast gezeigt. Der eine sagt unter Hinzufügung der höflichen Anrede seines Vaters mit „Herr“ Ja zu dessen Auftrag, tut dann aber nichts, der andere sagt ehrlich, dass er nicht arbeiten will, nachher reut es ihn jedoch, und er geht schließlich in den Weinberg. Der Jasager setzt einen Akt menschlicher, unterwürfiger (Ja, Herr!) Gehorsamsleistung gegen seinen Vater. Es wird klar, dass Jesus mit den Jasagern die Hohepriester und Ältesten meint. Sie bejahen den Willen Gottes, der für sie in der Tora niedergelegt ist, verwirklichen ihn dann aber nicht in ihrem Tun.

Der/die Neinsager/in, mit dem Jesus Zöllner und Dirnen meint, ist der/die, der/die Gottes Willen zunächst ablehnt und den Gehorsam schuldig bleibt, dann aber doch den Willen Gottes tut.  Jeder Jude, der das Gesetz beachtete, mied sowohl Zöllner als auch Dirnen, aber nicht Jesus. Zöllnern und Dirnen verheißt Jesus das Reich Gottes, nicht den Frommen, die sich im Bund mit Gott zu sicher fühlen. Nicht die, die die Gesetze und Gebote genau befolgen, sind mit dem Sohn gemeint, der schließlich den Willen seines Vaters erfüllt, sondern die Sünder/innen, die Botschaft Jesu annahmen und umkehrten.

Die Hohepriester und Ältesten waren nicht bereit, ihr Verhalten zu korrigieren. Sie weigern sich, ihr Fehlverhalten zu bereuen und  auf den Willen des Vaters einzugehen.

Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen soll uns ermahnen, unserem Reden immer auch das Tun folgen zu lassen und Gottes Heilswirken nach dem Beispiel Jesu im eigenen Handeln an den Mitmenschen tatkräftig zu verwirklichen.

Zum Nachdenken

Und wir – in welchem Sohn finden wir uns wieder?

Gebet

Ich begann zu beten.
Ich hatte eine Zeit, da war ich blind.
Ich dachte, was alle dachten.
Ich sagte, was alle sagten.
Ich tat, was alle taten.
Ich hatte eine Zeit, da tat ich meine Pflicht,
da dachte ich in Schablonen,
da war für mich die Welt weit weg.
Ich hatte eine Zeit, da war ich blind.
Da bin ich aufmerksam geworden.
Da merkte ich: Vieles stimmt nicht.
Sie reden vom Frieden und handeln mit Waffen.
Sie hassen einander und gehen gemeinsam zum Gottesdienst.
Da bin ich aufmerksam geworden.
Da habe ich die Bibel gelesen.
Einer versuchte den geraden Weg,
— Jesus Christus berief sich auf Gott, sagte die Wahrheit.
Ich las von seinem Untergang und las von seiner Auferstehung.
Da bin ich aufmerksam geworden.
Da begann ich zu fragen.
Ich begann zu beten.

Text nach Joseph Dirnbeck und Martin Gut

14. Dezember

Der dritte Adventssonntag, den wir gestern gefeiert haben, steht jedes Jahr ganz im Zeichen der Freude. Gaudete – Freut euch!

 Vor allem am Beginn der zweiten Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher steht  „Freut euch zu jeder Zeit!“. „Freut euch zu jeder Zeit“; dabei liegt die Betonung auf „zu jeder Zeit“. Paulus weiß, dass die äußeren Umstände nicht immer Freude unterstützen; ja manchmal drohen sie sogar die Freude ganz zu ersticken. Das weiß Paulus nur zu gut. Es gibt genug Anfeindungen und Bedrängnisse für die junge christliche Gemeinde in Thessaloniki und nicht nur dort. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – schreibt Paulus: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Es geht dabei um eine Freude, die nicht von äußeren Umständen abhängt, eine Freude, die trotzdem und trotz allem gilt, eine Freude, die letztlich allein aus dem Glauben kommt und von den Früchten des Geistes, der in der Gemeinde wirkt, eine Freude, die ihre alleinige Ursache im heilvollen Wirken Gottes hat.

Dennoch ist die Freude, von der Paulus spricht, nicht eine rein geistige oder spiritualisierte Freude! Diese Freude soll den Alltag und vor allem das Gemeindeleben durchdringen. Die frühen Christen empfanden sich von Gott zu einem neuen Miteinander befähigt, weil es ehrlich, glaubhaft und von der Liebe geprägt war. Darum ermahnt Paulus die Thessalonicher auch, den Geist nicht auszulöschen. Denn wo der Geist wirkt, da gelingt Leben und wächst die Freude. Wo der Geist herrschen kann, da macht sich Freude breit – trotz allem – und dort kann sich Gemeindeleben entfalten – trotz allem.

Und für uns heute?

  • Empfinde ich Freude, die ihr Ursprung in meinem Glauben hat?
  • Was kann ich tun, dass meine Gemeinde hier in Düsseldorf-Nord alsglaubensfreudige Gemeinde wirkt?

Gebet

Eine frohe Botschaft richtest du uns aus,
Gott unserer Hoffnung.
Du heilst zerbrochene Herzen,
du löst Menschen aus fatalen Bindungen,
die, die keine Hoffnung mehr haben,
entdecken das Leben neu.

Wir danken dir für die Freude, die du uns schenkst,
die uns ansteckt,
die wir teilen.
Wir bitten dich: Komm zu uns.
In Christus, unserem Herrn. Amen.

Laacher Messbuch; Gottes Wort im Kirchenjahr

12. Dezember

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. (Matthäus 1,18-24)

Obwohl die Bibel kein einziges Wort des Heiligen Josef überliefert, gibt es außer Maria keinen Heiligen, über den mehr nachgedacht und geschrieben wurde. Anlässlich des 150. Jahrestages der Erhebung des Hl. Josefs zum Patron der katholischen Kirche durch den seligen Papst Pius IX, hat Papst Franziskus ein Jahr des Hl. Josef ausgerufen. Am Dienstag veröffentlichte er dazu das Schreibens „Patris corde“ (Mit dem Herzen eines Vaters), aus dem ich nachfolgend einen kurzen Abschnitt wiedergebe.

„Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man. Und man wird zum Vater nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übt er ihm gegenüber in einem gewissem Sinne Vaterschaft aus. In der Gesellschaft unserer Zeit scheinen die Kinder oft vaterlos zu sein. Auch die Kirche von heute braucht Väter. (…)
Vater zu sein bedeutet, das Kind an die Erfahrung des Lebens, an die Wirklichkeit heranzuführen. Nicht, um es festzuhalten, nicht, um es einzusperren, nicht, um es zu besitzen, sondern um es zu Entscheidungen, zur Freiheit, zum Aufbruch zu befähigen. Vielleicht aus diesem Grund spricht die Tradition Josef nicht nur als Vater an, sondern fügt hier noch das Wort „keusch“ hinzu. Dies ist nicht eine rein affektive Angabe, sondern drückt eine Haltung aus, die man als das Gegenteil von „besitzergreifend“ bezeichnen könnte. Keuschheit ist die Freiheit von Besitz in allen Lebensbereichen. Nur wenn eine Liebe keusch ist, ist sie wirklich Liebe. Die Liebe, die besitzen will, wird am Ende immer gefährlich, sie nimmt gefangen, erstickt und macht unglücklich. Gott selbst hat den Menschen mit keuscher Liebe geliebt und ihm die Freiheit gelassen, Fehler zu machen und sich gegen ihn zu stellen. Die Logik der Liebe ist immer eine Logik der Freiheit, und Josef war in der Lage, in außerordentlicher Freiheit zu lieben. Er hat sich nie selbst in den Mittelpunkt gestellt. Er verstand es, zur Seite zu treten und Maria und Jesus zur Mitte seines Lebens zu machen.“

Zum Hl. Josef, dem Bräutigam Mariens und dem Pflegevater Jesu beten wir:

Sei gegrüßt, du Beschützer des Erlösers und Bräutigam der Jungfrau Maria.

Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut; auf dich setzte Maria ihr Vertrauen;

bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen. O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater, und führe uns auf unserem Lebensweg. Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut, und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.