Ein Adventskalender stiftet Sinn. Denn die verrinnende Zeit ist eigentlich ungegliedert. Aber indem wir die vier Wochen vor Weihnachten zusammenfassen und sie Advent nennen, geben wir dieser Zeit einen Sinn. Genauso wie wir Menschen um Mitternacht zwischen Silvester und Neujahr eine große Zäsur setzen, obwohl doch eigentlich nur eine Sekunde auf die andere folgt, wie unzählige Male am Tag.

Der gläubige Mensch unterscheidet sich von anderen durch die Überzeugung, dass wir nicht einfach in unser Leben und in die Wirklichkeit, die uns umgibt, Sinn legen, sondern dass alles Sinn hat, weil hinter allem nicht nichts, sondern Gott steht. Sinn ist also nicht vom Menschen zusammengedachter Überbau, sondern eine Tiefendimension, die der Mensch entdecken kann.

 Dadurch wird unser Leben sehr spannend. Wir können nämlich alles, was geschieht nicht nur hinnehmen und erleben, sondern nach seiner Bedeutung fragen.

Wachsamkeit bedeutet, in meinem Leben die Stimme Gottes hören zu lernen, auf Sinnsuche zu gehen in allem, was geschieht.

Das kann man einüben. Fangen Sie an täglich, vielleicht am Abend, für fünf Minuten auf Ihren Tag zurückzublicken und danach zu graben, was Gott Ihnen heute sagen wollte, wo er Ihnen begegnet ist.

Auf einmal sind selbst äußerlich recht langweilige Tage angefüllt vom Geheimnis Gottes.

Im Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“

schlägt der Dichter Friedrich von Spee gleichsam an den Himmel und auf die Erde, damit sie den Sinn, der in ihnen verborgen liegt, herausgeben. Es ist Christus, auf den hin die Welt geschaffen ist und der letztlich der Schlüssel ist, um unser Leben zu verstehen

O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab, vom Himmel lauf,

reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloß und Riegel für!

O Gott, ein‘ Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ.

Ihr Wolken, brecht und regnet aus, den König über Jakobs Haus.

O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd.

O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.