An die 
Katholikinnen und Katholiken
im Stadtdekanat Düsseldorf 

Düsseldorf, den 18.03.2021 

Liebe Schwestern und Brüder, 

am letzten Donnerstag, 18. März 2021 ist die lang ersehnte unabhängige Untersuchung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln durch Prof. Dr. Gercke in einer Pressekonferenz in Köln vorgestellt worden. Damit wurde die Ankündigung unseres Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki eingehalten, Verantwortliche konkret zu benennen. 

In diesem Gutachten werden Pflichtverletzungen von acht Personen in leitender Funktion im Erzbistum Köln eindeutig benannt. Es handelt sich um die verstorbenen Erzbischöfe und Kardinäle Joseph Höffner und Joachim Meisner, die ehemaligen Generalvikare Dr. Norbert Feldhoff, Dr. Dominikus Schwaderlapp, Dr. Stefan Heße und den Offizial des Erzbistums Köln Dr. Günter Assenmacher, sowie weitere nicht namentlich genannte Personen. 

Gleichzeitig wurden in diesem Gutachten, sowie im Gutachten der Münchner Kanzlei, keine Pflichtverletzungen von Kardinal Woelki festgestellt. Auch eine Untersuchung des Vatikans ist zu demselben Ergebnis gekommen. 

Über die Feststellung der Pflichtverletzungen im Umgang der Bearbeitung von Missbrauchsfällen nannte die Untersuchung u.a. als Ursachen: ausgeprägte Rechts-unkenntnisse der Verantwortlichen, unklare Zuständigkeiten in der Fallbearbeitung, fehlende Kontrollen sowie keinen Austausch mit anderen Bistümern. 

Seit Einrichtung der Interventions- und Präventionsstelle im Erzbistum Köln sind erste wichtige Schritte zur Verbesserung der Situation gegangen worden. 

Als tragisch erweist sich, dass das Leiden der Betroffenen entweder gar nicht oder zu wenig in den Blick genommen wurde. 

Aus der juristischen Perspektive des Gutachtens ergeben sich folgende Empfehlungen: Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, Stärkung der Interventionsstelle, Verbesserung der Aktenführung, verbindliche Aktenordnung, Schulung der verantwortlichen Entscheidungsträger, Sanktionierung von Fehlverhalten, klare Kommunikation, Einführung eines Kontrollsystems, Berichtspflicht an den Ordinarius sowie eine qualifizierte Nachbetreuung der Opfer. 

Mit dieser Veröffentlichung ist nun ein erster wichtiger Schritt getan, dem weitere Schritte folgen müssen. Das veröffentlichte Gutachten hat nur juristische Fragestellungen bearbeitet. Die Gutachter sehen die Notwendigkeit einer weiteren interdisziplinären Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Ein nur juristisches Gutachten lässt sicherlich noch viele Fragen offen. 

Kardinal Woelki hat in seiner ersten Stellungnahme dazu folgende deutliche Worte gefunden: Priester haben sich schuldig gemacht. Betroffene wurden nicht ernst genommen. Es wurde von Verantwortlichen vertuscht. 

Als erste Konsequenz wurden Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp und Prälat Dr. Günter Assenmacher mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden. In eigenen Stellungnahmen haben Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp und der Erzbischof von Hamburg Dr. Stefan Heße dem Papst ihren Amtsverzicht angeboten. 

In einer erneuten Pressekonferenz wird Kardinal Woelki am Dienstag, dem 23. März 2021 um 10.00 Uhr weitere Konsequenzen bekannt geben. 

Die Veröffentlichung des Gutachtens in dieser Woche kann nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einer intensiven Aufklärung sein. Das umfangreiche Gutachten mit seinen 915 Seiten ist für jeden Interessierten auf der Internetseite des Erzbistums Köln (www.erzbistum-koeln.de) einzusehen. Es muss aber noch mehr erfolgen, um die Glaubwürdigkeit von Kirche wiederherzustellen. Wichtig ist das konsequente Aufdecken von dem, was geschehen ist. Alle Vertuschungen müssen aufgeklärt und Namen benannt werden. Und immer muss das Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Erwachsenen zugefügte Leid im Blick behalten werden, um alle möglichen Schritte zu tun, neues Leid zu verhindern. Es muss sich etwas tun, die Veröffentlichung der unabhängigen Untersuchung war dafür ein guter Anfang. 

Frank Heidkamp 
Stadtdechant