Klanggewalt und Klangkultur: Der Basilika-Chor feiert 175 Jahre

Düsseldorf-Kaiserswerth – Es war ein Konzert, das musikalisch keine Wünsche offenließ – und doch hätte man sich gewünscht, dass mehr Menschen Zeugen dieses besonderen Abends geworden wären. Zum 175-jährigen Bestehen des Basilika-Chors St. Suitbertus erklangen am Samstagabend in der gleichnamigen Kaiserswerther Basilika zwei große Werke der geistlichen Musik mit beeindruckender klanglicher Tiefe und gestalterischer Reife.

Den Auftakt bildete Antonín Dvořáks Messe in D-Dur op. 86, deren weit gespannte Bögen und warme Klangsprache in der großzügigen Akustik des romanischen Kirchenraums hervorragend zur Geltung kamen. Es folgte Felix Mendelssohn Bartholdys Psalm 42 „Wie der Hirsch schreit“ – dramatischer, intimer, mit Momenten großer innerer Bewegung. Beide Werke wurden mit großer Konzentration und musikalischem Feingefühl aufgeführt.

Der Basilika-Chor (Einstudierung: Stefan Oechsle) musizierte gemeinsam mit der Kantorei Kaiserswerth (Einstudierung: Susanne Hiekel) und bewies eindrucksvoll, was in einem Laienensemble klanglich möglich ist: Die Einsätze waren präzise, die Stimmen homogen geführt, die dynamische Gestaltung fein abgestuft. Besonders in den leisen Passagen entstand jene Dichte und Spannung, die geistliche Musik dann entfaltet, wenn handwerkliche Präzision auf künstlerische Überzeugung trifft.

Auch das begleitende Orchester, besetzt mit erfahrenen Musikerinnen und Musikern aus der Region, überzeugte durch klangliche Klarheit, saubere Intonation und sensible Begleitung. In Mendelssohns Psalm übernahm Sopranistin Sabine Schneider den Solopart mit stilistischer Sicherheit und zurückhaltender Ausdruckskraft – kein dramatisches Solo, sondern ein fein integriertes Klangbild.

Die musikalische Gesamtleitung lag bei Stefan Oechsle, der beide Werke mit sicherer Hand und hörbarem Formbewusstsein gestaltete. Tempo, Spannungsverlauf und klangliche Balance zeugten von einem durchdachten, musikalisch schlüssigen Konzept.

Pastor Oliver Dregger eröffnete den Abend mit einem augenzwinkernden Gruß: Für ein solches Konzert habe man schließlich 175 Jahre gewartet. Die Anspielung auf die lange Geschichte des Chors war charmant – und angesichts der dargebotenen Qualität keineswegs übertrieben. Der langanhaltende Applaus bestätigte den musikalischen Erfolg – auch wenn man sich gewünscht hätte, dass mehr Menschen diesen besonderen Abend miterlebt hätten.

Wer die Geschichte des Chors weiter entdecken möchte: Im Museum Kaiserswerth (Friedrichstraße 32) läuft noch bis zum 13. Juli die Ausstellung „175 Jahre Basilika-Chor St. Suitbertus Kaiserswerth“. Geöffnet ist sie samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr – ein lohnender Blick auf ein musikalisches Erbe, das auch heute noch mit Klang und Kultur beeindruckt.

Autor: Paul Sendt